Die EUROPA-UNION Heilbronn entsendete eine Abordnung nach Prag, um zum einem eine bestehende Verbindung zu der UEF Tschechien zu vertiefen sowie die Verbindung zu der JEF Tschechien aufzunehmen und zum anderen erneut die Eisenbahnanbindung Heilbronns an den Rest Europas zu überprüfen.
Schon bei der Fahrtplanung mussten wir feststellen, dass die Bundesrepublik die europäische Eisenbahnmagistrale Paris-Heilbronn-Prag stillgelegt hat und selbst die Direktverbindung Heilbronn-Prag nicht mehr existiert. Sehr erstaunt waren alle Mitfahrer auch, dass Baden-Württemberg anstatt den Eisenbahnknoten Heilbronn wieder in Betrieb zu nehmen, was übrigens seit über 70 Jahren längst überfällig ist, die Stadt Crailsheim zu einem neuen Eisenbahnknoten ausbaut.
So erfolgte die Fahrt mit der Stadtbahn zum Hauptbahnhof, dann mit einer Regionalbahn nach Crailsheim, wo man in einen Intercity (IC) -Zug umsteigen konnte, der dann bis nach Nürnberg führte. Von dort ging es dann mit einem IC-Bus weiter nach Prag.
Die Fahrt selbst war dann zur Überraschung aller, besonders aber der Bahnfahrer, die täglich mit der Nord-Süd-Bahnanbindung Heilbronns zu kämpfen haben, nicht nur pünktlich, sondern auch und dies trotz der Umstiege bequem und unkompliziert. Gleich vorweg, auch die Rückfahrt war pünktlich und alle Bahnbediensteten höflich und zuvorkommend. Insgesamt eine gute Werbung für die Bahn.
Dennoch bleibt unser Fazit, dass Heilbronn zwingend wieder zu einem Eisenbahnknotenpunkt werden muss, von dem man auch andere europäische Großstädte möglichst ohne Umstieg erreichen kann: Crailsheim und Eppingen sind dabei für alle Beteiligten inakzeptabel und auch wirtschaftlich ist diese Neuausrichtung für die Region eine Katastrophe.
Sehr gut gefallen hat allen Teilnehmern der IC-Bus. Hier ist unsere Forderung, dass die Bahn zumindest den Einsatz von IC-Bussen aus Heilbronn heraus prüft und damit nicht nur die Flugplätze Frankfurt und Stuttgart direkt anbindet, sondern auch weitere Großstädte wie Straßburg in ihre Überlegungen mit einbezieht.
In Prag angekommen, wurde die Heilbronner Abordnung von Mitgliedern der Union Europäischer Föderalisten und Pulse of Europe empfangen, und man zögerte nicht, um sogleich in den gemeinsamen Austausch zu gehen und dabei auch die jeweiligen Einschätzungen der europäischen Tagespolitik kennenzulernen.
So konnten die Mitglieder der EUROPA-UNION Heilbronn mit dem UEF Vorsitzenden der Tschechischen Republik Ivo Kaplan, dem JEF Vorsitzenden Jiří Poupa, der Präsidentin von Pulse of Europe Marcela Pekníková und ihrem Generalsekretär Tomáš Peszynski diskutieren und die jeweiligen Erfahrungen austauschen.
Die erste positive Überraschung war, dass die Mitglieder von Pulse of Europe in Tschechien sehr politisch sind und sich deswegen auch folgerichtig für eine Mitgliedschaft bei der UEF entschieden haben. Die Heilbronner waren dabei sehr an den Straßenaktionen von Pulse of Europe interessiert, die auch für uns ein Gewinn sein könnten.
Ivo Kaplan referierte auch über die Lage, Struktur und die Tätigkeiten der UEF in Tschechien, bevor er auf die Sichtweise der tschechischen Bürger auf Europa näher einging. Besonders interessant dabei ist, dass Tschechien schon längst die Kriterien für den Euro erfüllt, die Bevölkerung diesen aber nicht möchte, weil sie an der Vertragstreue der Euro-Staaten zweifelt und nicht für die Schuldenberge Deutschlands, Frankreichs und Italiens in Haftung genommen werden möchte.
Diese Zweifel an der Vertragstreue der Euro-Staaten wurden auch in Diskussionen mit weiteren Bürgern der Zivilgesellschaft deutlich. Besonders aber verfolgen die Tschechen die derzeitige Situation in Deutschland, wo rechts- und linksradikale Parteien immer mehr an Zuspruch erfahren: die Angst vor einem weiteren totalitären Deutschland – nach Naziherrschaft und DDR – war bei sehr vielen Bürgern vor Ort deutlich spürbar.
Höhepunkt des Zusammentreffens mit unseren UEF-Kollegen war aber die Vorstellung der JEF durch ihren Vorsitzenden Jiří Poupa. Vom Engagement der jungen Europäer in Tschechien begeistert, die unter weit schwierigeren Bedingungen tätig sein müssen als es bei uns der Fall ist, übergab die Heilbronner Delegation eine sehr alte von Italienern produzierte und von Deutschen über Jahrzehnte in Ehren gehaltene UEF Flagge an die JEF in Tschechien. Denn wahre Europäer kennen keine Grenzen und arbeiten weiter gemeinsam und unbeirrt an einem Europäischen Bundesstaat.
Die gesamte Pragfahrt verlief für alle Beteiligten sehr harmonisch und äußerst informativ, so dass man darin übereinkam, diese Fahrt zu wiederholen. Einzig bei der Rückfahrt gab es eine für alle Europäer und Demokraten sehr traurige Überraschung, nämlich eine Grenzkontrolle bayerischer Polizisten in bester DDR-Manier; völlig sinnlos und nur zum Zwecke, um Ausländer zu drangsalieren und deutsche Staatsbürger einzuschüchtern.
Ein weiteres Anzeichen dafür, wie weit sich die Berliner von der Bonner Republik bereits entfernt hat, und wie schnell Menschenrechte und besonders unsere europäischen Bürgerrechte mit Füßen getreten werden können ohne dass es überhaupt jemanden zu stören scheint.