Budapest – kein Paris des Ostens

Mit seinen Jugendstilbauten, breiten Boulevards und traditionellen Cafés, sowie dem ungarischen Nationaltheater Nemzeti Szinház und dem ungarischen Broadway (Operettzínház), an dem Musicals und Operetten aufgeführt werden, beeindruckt Budapest und sorgt damit sogar für ein wenig Glamour; noch dazu kommt die Donau, die, wie in Paris die Seine, das ganze Ensemble komplettiert. Aber nicht deswegen waren die Europäischen Föderalisten nach Budapest gefahren, sondern die Mitglieder der Europa-Union Heilbronn wollten sich selbst ein Bild von der derzeitigen Situation in Ungarn machen und unabhängig von der großen Politik Land und Leute vor Ort etwas besser kennenlernen.

Deshalb wurde die traditionelle Reiseleitung mit Katharina Kengyel und Franz Schirm verstärkt, so dass den Heilbronner Europäern mit Bettina und Heinrich Kümmerle gleich vier Reiseleiter zur Verfügung standen. Als Startpunkt der Erkundung Budapests wurde das Hotel Gellért mit seinem Gellértbad gewählt, um nicht nur einen guten Blick auf die Stadt selber, sondern auch gleich die Vorzüge eines immer noch sehr attraktiven Bades mit dabei zu haben.

So konnte die Reisegruppe in fünf Tagen die gesamte Stadt Budapest zu Fuß und mit öffentlichen Verkehrsmitteln, welche übrigens für Menschen über 65 Jahre frei zur Verfügung stehen, besser kennenlernen.

Beeindruckend waren dabei die nicht nur für ungarische Verhältnisse weit überdimensionierten Neubauten, sei es eines der größten Fußballstadien weltweit oder eine der tiefstgelegenen U-Bahnen überhaupt, die allesamt heute und auch zukünftig wohl kaum mit eigenen Mitteln unterhalten werden können. Sehr beeindruckend auch das ungarische Parlamentsgebäude, welches übrigens immer noch keine europäische Flagge zeigt, und für ein Parlament, welches weniger Bürger vertritt als der Landtag von Baden-Württemberg und darüber hinaus kaum ein Viertel des Bruttoinlandsproduktes unseres Bundeslandes zu verantworten hat, zur Verfügung steht. Schon alleine damit wird die Diskrepanz zwischen ungarischem Machtstreben bzw. -ansprüchen und dem normalen Leben der ungarischen Bevölkerung eindeutig aufgezeigt, denn an allen Ecken und Enden der Stadt bröckelt es wie zu den besten Zeiten des realen Sozialismus. Erschreckend kommt hinzu, dass seit Kurzem ungarische Bürger, die dem Anspruch der derzeitigen Regierung offensichtlich nicht entsprechen, aus der Stadt vertrieben oder gar kriminalisiert werden; damit folgen sie den internationalen Nichtregierungsorganisationen oder der Central European University, welche bereits Ungarn verlassen mussten.

Diesem für europäische Verhältnisse absolut nicht akzeptablem Bild stehen aber die meisten Bürger Budapests entgegen, welche nicht nur in den öffentlichen Verkehrsmitteln den Besuchern sehr zuvorkommend entgegentreten, sondern auch selbst wieder für Freiheit und Demokratie auf die Straße gehen.

Erinnern wir uns!

Sehr verstörend dabei ist, wie der Polizeiapparat reagiert. Friedliche Demonstranten, darunter viele Frauen und Kinder, werden von schwer bewaffneten Polizisten eingeschüchtert und beim Demonstrieren behindert (was wir selber 2018 bei unsere Demonstration für die Central European University erleben mussten), hingegen Totalitaristen aus allen Herren Ländern u.a. mit deutschen und SS-Uniformen sowie mit Abzeichen der NSDAP und weiterer faschistischer Organisationen versehen, eher freundschaftlich von leichten Polizeikräften (wie bei unserem Besuch am Samstag geschehen) begleitet werden.

Wenn wir Europäer nicht endlich alle für unsere Werte und bisherigen Errungenschaften offensiv eintreten und von unseren Volksvertretern auch Konsequenzen und entsprechende Handlungen fordern, wird wohl Ungarn wieder eine der ersten „NoGo-Zonen“ für Demokraten in Europa werden und darüber hinaus anderen Anti-Demokraten als Vorbild für die zukünftige Entwicklung der Europäischen Union dienen. Wir dürfen keine Regierungen tolerieren, die Unionsbürger einschüchtern, unterdrücken und ihren europäischen Bürgerrechten berauben!

Ein Blick in die Synagoge

Nichtsdestotrotz ließen sich die Europäischen Föderalisten nicht den Tag verderben und schauten auch auf die positiven Seiten der Stadt, wie z.B. der gut erhaltenen zweitgrößten Synagoge weltweit, den schönen Kirchen Budapests, darunter die Liebfrauenkirche und die St.-Stephans-Basilika, welche wir zum Gottesdienst am Sonntag besuchten.

Beim Gottesdienst in der St.-Stephans-Basilika

Nicht unerwähnt sollen die vielen Markthallen Budapests bleiben, die die schönen Seiten und Produkte Ungarns zeigen und immer wieder zum Kauf verführen. Eine Selbstverständlichkeit ist es für alle Reisegruppen der Europa-Union Heilbronn, dass wir bei Speis und Trank nicht zu kurz kommen. Deswegen nutzten wir den Aufenthalt in Budapest auch, um die Vielfalt der ungarischen Kulinarik in vollen Zügen zu genießen.

Wo wir sind, da ist auch Europa!

Soziale Medien:

Schreibe einen Kommentar