Hände weg von alten Wäldern!

Die Europäische Union, Baden-Württemberg und ganz besonders auch die Region Heilbronn-Franken müssen deutlich mehr für den Erhalt unserer alten Wälder tun, und zwar nicht nur wegen des Natur- und Artenschutzes sowie der Landschaftsästhetik, sondern gerade auch wegen des Klimawandels. Im Zuge der jüngsten Internationalen Forstkonferenz der Europäischen Kommission in Brüssel wurde ein auch von der EUROPA-UNION Heilbronn in diesem Jahr besonders thematisierte Problematik debattiert. Martin Häusling MdEP, agrarpolitischer Sprecher im Europäischen Parlament und Mitglied im Umweltausschuss stellt dazu das Folgende fest:

Die Experten haben sehr deutlich gemacht, dass alte Wälder erheblich mehr CO2 speichern, als dies selbst im großen Stil angepflanzte junge Bäume tun können. Die Praxis ist allerdings in Europa eine andere: Statt alte Wälder zu bewahren, werden die Nutzungsmengen angehoben und das Alter der sogenannten Endnutzung herabgesetzt. Buchen und andere Bäume werden in jugendlichem Alter gefällt. Das Fatale ist: Oft steht die Brennholznutzung im Vordergrund; es werden wertvolle Wälder also buchstäblich verheizt, statt sie als Bewahrer des Klimas zu erhalten.

Hinzukommt angesichts fallender Fichtenholzpreise und enormer Importe etwa von Holzpellets, dass der wertvolle, CO2-bindende Rohstoff nicht nur in kleinen Kaminöfen, sondern zunehmend auch in Kraftwerken verfeuert wird. Dieser Unfug muss aufhören und zwar schon deshalb, weil auch die Verbrennung des nachwachsenden Rohstoffs Holz keineswegs klimaneutral ist: Die Hälfte des Baums steckt im Boden, und auch vom Aufwuchs wird nur ein Teil verwendet. Der Rest verrottet und setzt Klimagase frei.

Eindringlich appelliere ich an Kommission und Mitgliedsstaaten, endlich die oftmals illegale Nutzung der letzten Urwälder etwa in den Karpaten Rumäniens und angrenzender Länder einzustellen. Wenn die EU wie derzeit eine Strategie zum Schutz der Wälder erarbeitet, dann kann dies glaubwürdig nur dann geschehen, wenn der Urwaldschutz in Europa höchste Priorität genießt. Das ist aber leider überhaupt nicht der Fall. Selbst streng geschützte, zum Weltnaturerbe zählende Wälder werden immer noch der Abholzung frei gegeben. Die illegale, von Korruption begleitete Praxis muss unverzüglich beendet werden.“

Auch die EUROPA-UNION Heilbronn bleibt weiter an der Thematik dran, obwohl es bei uns schon lange keine echten Wälder oder gar Urwälder mehr gibt. Die letzten zwei Trockensommer haben jedem gezeigt, dass es dringend notwendig ist, an einer Resilienz und Klimastabilität unserer Waldökosysteme insgesamt zu arbeiten. Auch wenn sich in den vergangen zwei Jahrzehnten einiges in die richtige Richtung bewegt hat, so hat z.B. vielerorten in Baden-Württemberg insbesondere im Staatswald und im Kommunalwald ein Waldumbau stattgefunden, hin zu naturnahen Mischwäldern – mit standortgerechten, strukturreichen Mischwäldern. Dies zeigt sich ansatzweise auch im Alt- und Todtholzkonzept.

Es wurde somit grundsätzlich erkannt, dass ein Wald mit einer höheren Biodiversität ein resilienterer Wald ist. Dennoch bleibt noch viel zu tun. Der Waldumbau muss in Zukunft noch schneller vorangetrieben werden. Ziel muss es sein die Störungsanfälligkeit der Ökosysteme zu minimieren, auch im Heilbronner Stadtwald oder den anderen Wäldern der Region.

Wo sich die letzten Urwälder der EU befinden, kann man unter diesem Link finden. Und wie es in Baden-Württemberg zurzeit aussieht, findet man hier. Die EUROPA-UNION Heilbronn bleibt weiterhin mit den entsprechenden Fachleuten und beauftragten Politikern verbunden und plant einen Informationsabend zum Sachstand des Waldes Heilbronn.

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