Die Hanse als Vorbild für das heutige Europa

Zur 5. Vortragsreihe in diesem Jahr begrüßte der Kreisvorsitzende der Europa-Union Heilbronn Heinrich Kümmerle im Arkus wieder viele interessierte Mitglieder. Und stellte gleich die Frage an den Referenten, Valentin Weber, gebürtig aus Lübeck, der gerade seinen Bachelor in Wirtschaftsinformatik an der Uni Heilbronn macht:

Welche hanseatischen Ideen gab es damals, die wir heute als fundamentale Idee für Europa nehmen?

Und er wollte konkret die Gründe von Valentin Weber erörtert hören, warum wir heute in Europa vor ähnlichen Problemen stehen – was die Hanse nicht geschafft hat und was wir schaffen müssen, damit Europa weiter besteht.

So gestaltete sich ein besonders langer aber informativer Abend und Valentin stellte uns seine Agenda vor:

  1. Geschichte und Entstehung der Hanse
  2. Organisation der Hanse
  3. Untergang der Hanse
  4. Die Hanse und Europa – was ist heute relevant

Aus den alten Handelsrouten Soest – (dort wurde das kostbare Salz gewonnen) bis Nowgorod und

Köln nach England ergab sich daß Seewege aus logistischen Gründen ungefährlicher sind als die leicht zu überfallenden Routen über Land und so etablierte sich im 12./13. Jahrhundert die Hanse, expandierte stark im 13. Jahrhundert mit Niederlassungen in Brügge, Flandern. Über 190 Städte gehörten in der Blütezeit dazu, zudem schloss sie sich Süd- und Westeuropa an und ein wichtiger Zugang zu neuen unbekannten Waren war damit geschaffen.

Lübeck war Hauptstadt und  Knotenpunkt- da der Zugang zur Ost- und Nordsee möglich war.

Die Hanse organisierte sich in 3 und später in 4 sogenannten Quartieren – ähnlich den Bundesländern. Die gemeinsame Gerichtsbarkeit basierte auf der Grundlage des Lübischen Rechtes.

Der 1. Hansetag in Lübeck fand im Jahr 1356 statt, der letzte im Jahr 1669. In der Allianz mit Schweden und Norwegen hatte die Hanse das Recht, sich gegen den dänischen König zu stemmen und somit aussenpolitische Entscheidungen auf den Hansetagen zu treffen.

Zum Untergang der Hanse trug bei, dass immer mehr Handel staatlich gefördert wurde, dass die Durchsetzung von Interessen mit militärischen Mitteln zunahm. Die internationale Konkurrenz mit den neuen Märkten aus Amerika, gesicherte Landesouten und Abkehr von den Seewegen führte zu Interessenkonflikten.

Unglaublich  – aber der Kompass wurde von der Hanse nicht benutzt mit dem Vorteil, sich einen geradlinigen kürzeren Landweg dadurch festzulegen – nein die Hanse baute auch keine größeren Schiffe, sondern fuhr mit den kleineren immer noch die Küstenstädte ab.

Durch den technologischen  Vorsprung gelang es den Holländern große Schiffe zu bauen.

Dass die Hanse keine Kredite bekam, nicht an der Börse gelistet war- somit ihren Finanzbedarf nicht decken konnte  lag am Festhalten der veralteten Buchführung, während ansonsten schon die doppelte Buchführung betrieben wurde um Ein- und Ausgaben genau zu bewerten.

Mit dem Ende des 30-Jährigen Krieges wurde die Hanse bedeutungslos – allerding betrieben Lübeck, Hamburg und Bremen diplomatische Vertretungen an den Königshöfen mit weitreichenden Handelsverträgen – daraus entwickelten sich der Norddeutsche Bund und die Verträge wurden später auch in das Kaiserreich übernommen.

Valentin zog sein Resumée zur Hanse und Europa

  • Übernahme von Ideen aus der Vergangenheit
  • Überstaatliches Bündnis zur Verfolgung gemeinsamer Interessen
  • Förderaler Aufbau mit zentralen Verwaltungsstellen
  • Gemeinsames Regelwert, das verbindlich ist
  • Europäische Gesamtwirtschaft aufbauen, wo alle Länder beteiligt sind

Und er verwies auf die Warnungen aus der Vergangenheit:

  • Spaltung der Gemeinschaft durch Interessenkonflikte
  • Schwache Bindung wirtschaftspolitisch schwacher Mitglieder, mit der Gefahr des Einflusses chinesischer Investoren
  • Verlust des technologischen Vorsprunges, denn in Europa begann die industrielle Revolution
  • Mangelnde Reformbereitschaft
  • Bewältigung von Krisen

Sein Fazit:

Ein loses Bündnis auf der Grundlage gemeinsamer Handelsinteressen kann in Zeiten grundlegenden Wandels nicht bestehen.

Es braucht eine staatliche Autorität bei gleichzeitiger Wahrung regionaler Autonomie

Heinrich Kümmerle dankte dem sehr gut vorgetragenen Referat des Jungmitgliedes und betonte, dass man aus der Vergangenheit lernen müsse. Und es liegt an der Jugend Europas wie es weitergeht und wie man es besser macht.

Mit seinen ca. 220 Mitgliedern ist die Heilbronner EUROPA-UNION gut aufgestellt und in der Lage aus den eigenen Mitgliederreihen immer wieder Vorträge anzubieten.

Und der übliche Abschluss der Veranstaltung fand diesmal im Besen statt und brachte spontan den Wunsch hervor, auf den Spuren der Hanse in Lübeck eine Reise zu unternehmen.

Jetzt ist erstmals Sommerpause und der Europa-Ball am 23.7. in Heilbronn mit großem Rahmenprogramm am Freitag und Samstag und Sonntag wird ein Highlight dieses aktiven Verbandes.

Melden Sie sich noch an, Details erfahren Sie auf der Website und neue Mitglieder sind immer bestens willkommen!

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