Europahymne


Die Hymne der Europäischen Union entstammt der Ode an die Freude aus der Neunten Symphonie von Ludwig van Beethoven (1770 – 1827), die am 7. Mai 1824 in Wien uraufgeführt wurde.

Friedrich von Schillers (1759 – 1805) Gedicht „Ode an die Freude“, erstmals 1786 veröffentlicht, war für Beethoven die Grundlage für den Schlußchor des vierten und letzten Satzes der Symphonie Nr. 9 d-Moll op. 125.

Die musikalische Bearbeitung durch Herbert von Karajan (1908 – 1989) zur Schaffung einer Europahymne erfolgte auf Bitten des Europarats als Instrumentalversion, um keine europäische Sprache zu bevorzugen.

Karajan arrangierte drei Instrumentalversionen, je eine für Solopiano, Blas- und Symphonieorchester.

Einen offiziellen Text zur Melodie gibt es bis heute nicht, dennoch wird in vielen Sprachen auf den Schillerschen Text zurückgegriffen.

Karajans Bearbeitung wurde am 18. Januar 1971 vom Ministerkomitee des Europarats zur Europahymne erklärt. In dieser Funktion erklang sie erstmals am 15. Mai 1972 bei der Grundsteinlegung des Palais de l’Europe, dem Sitz des Europarats in Straßburg und von 1977 bis 1999 zusätzlich auch Sitz des Europäischen Parlaments.

14 Jahre später, am 21. April 1986, wurde die Europahymne, zusammen mit der Europaflagge, von den Außenministern der Europäischen Gemeinschaft (EG) nach Absprache mit dem Europarat auch die Hymne der heutigen Europäischen Union.

Die Ode an die Freude verknüpft das Freudenthema (Freude schöner Götterfunken) mit dem Solidaritätsgedanken (alle Menschen werden Brüder). Aus jedem Ton spricht der Aufruf an die Menschheit, sich zusammenzuschließen.

Diese freudvolle, humanistische Vision der Menschheit, wobei alle Menschen Brüder werden, überwindet Grenzen und führt uns Menschen zusammen.


Ode an die Freude

(Friedrich von Schiller)

O Freunde, nicht diese Töne!

Sondern lasst uns angenehmere anstimmen

und freudenvollere!

Freude schöner Götterfunken,

Töchter aus Elysium,

wir betreten feuertrunken,

Himmlische dein Heiligtum!

Deine Zauber binden wieder,

was die Mode streng geteilt;

alle Menschen werden Brüder,

wo dein sanfter Flügel weilt.

Wem der grosse Wurf gelungen,

eines Freundes Freund zu sein,

wer ein holdes Weib errungen,

mische seinen Jubel ein.

Ja, wer auch nur eine Seele

sein nennt auf dem Erdenrund!

Und wer’s nie gekonnt, der stehle

weinend sich aus diesem Bund.

Freude trinken alle Wesen

an den Brüsten der Natur;

alle Guten, alle Bösen

folgen ihrer Rosenspur.

Küsse gab sie uns und Reben,

einen Freund, geprüft im Tod;

Wollust ward dem Wurm gegeben,

und der Cherub steht vor Gott!

Froh, wie seine Sonnen fliegen

durch des Himmels prächt’gen Plan,

laufet, Brüder, eure Bahn,

freudig, wie ein Held zum Siegen.

Seid umschlungen, Millionen.

Diesen Kuss der ganzen Welt!

Brüder! Über’m Sternenzelt

Muss ein lieber Vater wohnen.

Ihr stürzt nieder, Millionen?

Ahnest du den Schöpfer, Welt?

Such’ ihn über’m Sternenzelt!

Über Sternen muss er wohnen.


Das Elysium, auch die „Elysischen Gefilde“ genannt, ist ein antiker griechischer Mythos (Elysion). Seit dem 18. Jahrhundert gilt das Elysium im europäischen Kulturraum als Sinnbild für geistige Seeligkeit und sinnliches Glück zugleich.